Zweimal wurde ein «FKK-Bus» im Kanton Bern gesichtet. Die Zeugenaussagen in den Medienberichten sind wohl Teil einer Marketingstrategie der Produzenten.
Die Aussagen klingen brisant, zumindest vordergründig: Wie die «Berner Zeitung» (BZ) schreibt, wurden letzte Woche am Freitag zwei junge Frauen von zwei Männern zwischen 30 und 40 Jahren im Club Gaskessel in Bern angesprochen. Die beiden Männer offerierten ihnen Drinks, den alkoholisierten Besucherinnen wurde anschliessend angeboten, sie zu einem Fahrzeug mit der Aufschrift «FKK-Bus» zu begleiten.
Dort sollten gegen 500 Franken pornografische Aufnahmen von ihnen für private Zwecke gemacht werden, wie sich eine der beiden Frauen in einem E-Mail an die BZ äusserte. In letzter Sekunde habe sie ein mulmiges Gefühl beschlichen, dann sei sie getürmt.
Seltsam nur, dass niemand sonst von den Vorfällen weiss: Der Teamleiter des Gaskessels, Francisco Droguett, erfuhr erst durch die Zeitung von den Vorfällen. Dem Kassenpersonal seien zwar zwei Männer mit Zürcher Dialekt aufgefallen, die älter waren als die restlichen Partybesucher, sagt er gegenüber dem «Bund». Doch niemand habe den besagten Bus gesehen, geschweige denn, dass zwei Männer eine junge Frau dorthin geführt hätten. Auf die Kontaktaufnahme mit der Jugendarbeiterin des Gaskessels hätten die Betroffenen verzichtet.
Auch bei der Kapo weiss man nichts von Anzeigen oder Beschwerden in Zusammenhang mit dem FKK Bus, wie die Medienstelle der Kantonspolizei Bern bestätigt. Wenige Tage später störten sich laut BZ mehrere Bewohner der Gemeinde Oberried an einem «silbergrauen Minibus», in welchem zwei Personen gesichtet wurden – in flagranti und vor laufender Kamera. Dass der Bus in der Gemeinde unterwegs war, bestätigt ein auf der Homepage des FKK-Busses hochgeladenes Pornovideo, wo zu Beginn das Ortsschild zu sehen ist. «Wir wissen von gar nichts», sagt Ulrich Stucki, Gemeindeschreiber der Gemeinde Oberried, auf Anfrage.
Darsteller werden rekrutiert
Wagen es die Betroffenen nicht, sich an die örtlichen Stellen zu wenden? Oder wird hier vielleicht das Muster einer Marketingstrategie erkennbar, wonach die Produzenten den Medien fingierte Zeugenaussagen zustecken, um am nächsten Tag in den Nachrichten zu landen? Medienberichte der vergangenen zwei Jahre stützen letztere Annahme. Die Produzenten touren durch verschiedene Kantone. Immer sind es Passanten, die das Pornomobil gesichtet haben wollen, oder angeblich direkt Betroffene, welche gegenüber den Medien anonyme Aussagen machen. Polizei und Gemeinde erfahren erst durch die Zeitungen von den Vorfällen.
Die Produzenten der Amateurpornos bezeichnen sich selbst als «Porno-Bande», die «mit dem Bus unterwegs» sei und «alkoholisierte Schweizerinnen auf der Strasse oder in der Diskothek» anspreche. Das Vorgehen suggeriert Spontaneität: Der Bus fährt durch eine Ortschaft, scheinbar zufällig ausgewählte Unbekannte werden angesprochen und durch hohe Geldbeträge für Pornodrehs gewonnen.
Das Format stammt aus den USA und wurde hierzulande zuvor bereits durch die Website Swissfuckers.ch in der Schweiz etabliert. Der damalige Produzent, Christian Gerig, hat die Plattform inzwischen verkauft und sich der Politik zugewandt. «Das ist alles inszeniert», sagt er. Darsteller würden via Inserate rekrutiert, manchmal seien auch Profis dabei. «Alle werden vorher über Ablauf und Konsequenzen informiert.»
Methoden sind nicht illegal
Es ist nicht auszuschliessen, dass sich derartige Vorfälle tatsächlich ereignen: «Es kommt vor, dass sich junge Frauen dazu hinreissen lassen, sich vor laufenden Kameras auszuziehen oder in Pornos mitzumachen», so Chantal Billaud, stellvertretende Geschäftsleiterin der Schweizerischen Kriminalprävention. Die aktive Suche nach Grenzüberschreitungen, durch Alkohol gefallene Hemmungen, die Hoffnung, für das «Showbiz» entdeckt zu werden, und Geld könnten diese Entscheidung beeinflussen. «Sind die Darsteller volljährig und machen freiwillig mit, ist das nicht illegal.»
Die Produktionsfirma hat auf Anfragen des «Bund» nicht geantwortet.
Quelle: http://www.derbund.ch/bern/kanton/Die-Werbemethoden-der-PornoProduzenten/story/29317700
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